Sehr häufig hört man Menschen sagen:
"Ich wünsche mir so sehr einen Partner,
doch wenn jemand kommt,
und mir seine ganze Liebe schenken will,
bekomme ich Angst und ziehe mich zurück."
Nicht jedem ist dieser Mechanismus bewußt.
Viele Menschen begeben sich erst gar nicht in Situationen,
in denen tiefere Zuneigung entstehen könnte.
Tatsache ist,
dass wir alle in unterschiedlichem Ausmaß
Angst davor haben,
wirklich geliebt zu werden.
Das, was wir am meisten ersehnen,
kann uns erschrecken und zutiefst erschüttern,
wenn es in unser Leben einbricht.
Das ist der Grund,
warum die meisten Menschen sich dafür entschieden haben,
diese allesverwandelnde Kraft zu meiden.
Was sie Liebe nennen,
besteht in der Regel aus projizierten Ängsten,
Bedürfnissen, Erwartungen, triebhaften Neigungen,
Besitz- und Machtansprüchen.
So ist es durchaus möglich,
sich einigen Affären und Abenteuern "hinzugeben" .
ohne sich wirklich im Innern berühren zu lassen.
Gelangweilt und enttäuscht ziehen sich viele
früher oder später zurück auf die Abstellgleise scheinbarer Vernunft,
die in Wirklichkeit aus nichts anderem
als Resignation und Enttäuschung bestehen.
Liebe ist die stärkste Macht im Universum.
In dem Maße,
wie wir uns dieser energie öffnen,
verwandelt sie alle Bereiche unseres Lebens.
Liebe heilt und bringt somit nach und nach alles an die Oberfläche,
was der Verwirklichung unseres wahren Selbstes im Wege steht.
Wenn wir uns einem Menschen tief öffnen,
kommen alle inneren Bereiche,
die dieser Liebe nicht entsprechen, ans Licht.
Dies äußert sich oftmals in Form von Angst, Panik, Wut, Traurigkeit,
Eifersucht, Ärger und Schmerzen.
Dieser Prozeß,
der in der Regel schon während der sogenannten Flitterwochen
- oder sehr bald danach- einsetzt,
wird sehr oft falsch interpretiert und nicht verstanden als das,
was es ist:
Reinigung und Heilung für beide Partner.
In dieser Phase erscheinen die hohen Ideale und Erwartungen,
mit denen sich die Liebenden begegnet sind, illusionär.
Selbst Paare mit großem gemeinsamen Potential gehen dann mitunter
sehr bald wieder enttäuscht auseinander
mit dem unausgesprochenen Vorsatz,
sich nie wieder der Liebe zu öffnen.
Sie wollen nicht ein weiteres Mal auf so schmerzhafte Weise
enttäuscht und verletzt werden.
Andere wiederum beißen die Zähne zusammen und reduzieren
den Fluß der Zuneigung auf ein erträgliches, ungefährliches Minimum.
Beide Partner hören auf,
eine Erfüllung im Zusammensein mit dem anderen
auch nur zu erwarten.
Ein Mensch,
der sich für die Liebe öffnen will,
muß wissen,
dass jede Form der Liebe eine Bedrohung für sein Ego darstellt.
Das Ego ist derjenige Teil inseres Bewußtseins,
der sich als getrennt vom Universum erlebt.
Es kann nur in der Dualität,
in der Trennung von Innen und Außen,
von Ich und Du existieren.
Doch Liebe will nichts anderes als Einssein.
Sie transzendiert letzendlich die Gegensätze und erschafft
in der Vereinigung der Polaritäten in uns
ein neues Universum,
das die eigenen Begrenzungen überwindet.
Auch, oder gerade im tiefen Erkennen und Annehmen
der Andersartigkeit des geliebten Partners wird jene Liebe geboren,
die die Vorstellung der Dualität als Illusion entlarvt.
Die scheinbar fremden und unverträglichen Seiten,
die beim anderen gesehen wurden,
können als eigene, latente Eigenschaft erkannt werden.
Es besteht kein Grund mehr,
sie im Partner zu bekämpfen.
Doch gerade an dieser Stelle bekommen wir es oftmals mit der Angst zu tun.
Wir kennen nser wahres Selbst so wenig,
wie können wir wissen,
was wir jenseits der Grenzen unseres Egos finden!
Wir haben kaum angefangen,
uns auf unser eigenes Inneres einzulassen,
wie können wir dies bei einem anderen Menschen tun?!
Wir haben Angst,
uns zu verlieren,
Angst, wieder einmal mit aller Wucht auf uns selbst zurückgeworfen zu werden,
wieder einmal zu versagen,
und die Erfüllung,
die wir bei dem Partner zu finden hoffen,
vergeblich zu suchen.
Der Weg der Liebe wird uns viele Male in Angst versetzen.
Er weist uns unerbitlich darauf hin,
dass nichts von dem,
was wir suchen,
im Außen zu finden ist,
sondern nur in unserem eigenen Inneren.
Und dennoch wird uns diese Wahrheit durch einen Gegenpol
im Außen gespiegelt und erfahrbar gemacht.
In den meisten Liebesbeziehungen begegnen wir auch unseren dunkelsten Schatten.
Diese führen uns oftmals zurück zu unverarbeiteten,
prägenden Situationen unserer Vergangenheit.
Dazu gehöre alle primären Familienbeziehungen.
wie die zu Eltern, Geschwistern und Großeltern.
Darüberhinaus in größerem Umfang,
als wir uns dessen allgemein bewußt sind -
früheste Erfahrungen während der Schwangerschaft und Geburt,
sowie karmische Belastungen aus vergangenen Leben.
In welcher Gestalt sich die Schwierigkeiten in unseren Beziehungen
auch zeigen mögen,
sie weisen jedes Mal auf alte, ungeheilte Wunden hin.
Damit diese heilen können,
müssen sie erneut aufgedeckt und gereinigt werden.
Unsere Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden,
hängt von unserer Bereitschaft ab,
gerade die unangenehmsten Teile in uns,
die wir am meisten verstecken wollen,
zu konfrontieren und zu klären.
Nur in dem Maße,
in dem wir uns auf uns selbst eingelassen haben,
können wir uns für andere Menschen öffnen.
Es gibt keine wirkliche Hingabe an einen anderen Menschen
ohne das gleichzeitige, tiefe Einlassen auf sich selbst.
Geschieht dies nicht,
so wird die Beziehung zum anderen nnur dazu benutzt,
von sich selbst abzulenken,
um den Mangel im eigenen Inneren zu überdecken.
Wir können das überall in unseren "Liebesbeziehungen" beobachten;
es scheint das Normale zu sein.
Doch immer mehr Menschen werden reif,
einen Schritt darüber hinaus zu wagen -
zu größerer Selbstverantwortung und Bewußtheit.
So lernen sie jene Hingabe kennen,
die immer in beide Richtungen führt:
Zu sich selbst und zum anderen!
Wer diesen Weg in seinem eigenen Leben einschlägt,
wird früher oder später auf eine neue,
überwältigende Wahrheit stoßen.
Sie liegt in der Erkenntnis,
dass es letzendlich nur eine Liebesbeziehung gibt:
Die Verbindung zwischen der äußeren Persönlichkeit und
dem inneren Wesen,
zwischen meiner Einzigartigkeit und dem Universellen,
dem Menschlichen und dem Göttlichen.
Unsere Beziehungen sind nichts weiter als Reflektionen
dieser einen großen Beziehung.
In dem Maße,
wie dieses Erkennen in uns reift,
werden wir unsere Partner als Teil unseres Selbst sehen und lieben.
"Sich einlassen" wird so zum Vertraut - und Identischwerden mit dem Göttlichen in uns.