Für viele von uns ist es ein
Wunschtraum: plötzlich Millionär zu sein, reich und sorgenlos – dank eines unerwarteten Erbes der verschollenen Großtante aus den USA oder der richtig getippten Zahlen auf einem nur aus Jux abgegebenen Lottoschein. Was ließe sich nicht
alles mit den Vermögen anstellen: die Weltreise, der Villenkauf – natürlich
inklusive Sportwagen in der Garage – oder die maßgeschneiderte
Kompletteinrichtung von Wohnung und Kleiderschrank. Und natürlich der
Klassiker: den Job kündigen, und sein Leben sorgenfrei und glücklich führen.
Doch stimmt das eigentlich? Kann Geld glücklich machen? Soziologen und
Psychologen haben in ihren Studien bestätigt, was wir uns sowieso schon gedacht
haben: Nein, Geld alleine macht nicht glücklich, im Gegenteil. Was viel damit
zu tun hat, dass – zugespitzt gesagt – Glück nicht auf Dauer glücklich macht.
Wie Glück funktioniert Das Problem mit dem Glück: Es funktioniert immer noch als zeitweiliger
Höhepunkt, als Ausschlag auf der Lebenskurve. Dauerhaftes Glück wird nicht mehr
als solches wahrgenommen. Fortdauerndes Glück ist kein Glück mehr. Darum auch
konzentriert sich die Glücksforschung seit Mihály Csíkszentmihályis
Flow-Konzept auf die Bedingungen, die zeitweiliges, gerne auch rauschhaftes
Glückserleben möglich und wiederholbar machen. Csíkszentmihályi – der das Glück
eines absolut unaussprechlichen Namens hat – bezeichnet mit dem Flow-Erleben
einen Schaffens- oder Tätigkeitsrausch: Wenn sich der Betreffende mit seiner
Aufgabe im Einklang fühlt, von ihr herausgefordert wird und diese
Herausforderungen meistert, fühlt er sich im Flow, im Glück. Untätig zu
bleiben, sich auf einem Vermögen auszuruhen, führt sehr schnell zu
Unzufriedenheit. Ob das der Grund ist, warum ein Lotto-Millionär trotz
sorgenfrei machendem Reichtum weiter auf Schicht geht? Kleine Momente: Wichtigste Säule für das Glück Psychologen haben herausgefunden, dass Glück sich aus kleinen Momenten
zusammensetzt. Drei positive Ereignisse an einem Tag können ein schlechtes
Erlebnis „aufwiegen“ und ausgleichen. Als glücklich empfindet sich, wer eine
positive Bilanz erreicht – und das im Idealfall auf Dauer. Trotzdem gehöre eben
die Enttäuschungen dazu, zum Leben wie zum Glücklich sein. Denn ohne sie würde
das Glück nicht mehr Glück sein.
Wohlbefinden statt Glück
Der Trend in der Forschung geht dahin, statt von Glück von Wohlbefinden oder
Zufriedenheit zu sprechen; statt dauerhafter Ekstase also ein gemächliches
Zufriedensein. Die als Pionierin geltende Psychologin und Glücksforscherin
Carol Ryff hat für das Wohlbefinden sechs zentrale Bedingungen formuliert. Sie
lauten: • Selbstakzeptanz • Autonomie • das Gefühl, einen Lebenszweck zu haben • die Möglichkeit, seine Umwelt aktiv zu gestalten • erfolgreiche soziale Beziehungen • persönliches Wachstum Was sich in diesen Bedingungen zeigt: Glück und Zufriedenheit sind nicht nur
von äußeren Bedingungen abhängig – Wohlstand, ein schöner Beruf und gute
Freunde – sondern es braucht auch eine Arbeit an sich selbst. Anders gesagt: Glücklich sein kann trainiert werden! Das hat viel damit zu tun, dass es ein gewisses Sensorium braucht, um
Glück als solches wahrzunehmen. Wer mit sich selbst nicht zurechtkommt, wer
pessimistisch auf die Welt schaut, der wird es auch schwerer haben, Glück zu
empfinden.
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